Leistungen

Zum The­ma springen: 

Der fol­gen­de Abschnitt infor­miert über die recht­li­chen Grund­la­gen der Hil­fen und Unter­stüt­zungs­mög­lich­kei­ten für chro­nisch kran­ke Kinder. 


Kinder- und Jugendhilfe gemäß SGB VIII 

Das Sozi­al­ge­setz­buch – Ach­tes Buch – Kin­der- und Jugend­hil­fe (SGB VIII) umfasst in ers­ter Linie sozi­al­päd­ago­gi­sche Leis­tun­gen, wel­che die Ent­wick­lung der Kin­der för­dern und die Erzie­hungs­fä­hig­keit der Eltern stär­ken sol­len. Die Ein­glie­de­rungs­hil­fe für Kin­der mit (dro­hen­der) see­li­scher Behin­de­rung (§ 35a SGB VIII) umfasst in der Regel kei­ne Leis­tun­gen der Medi­zin, Pfle­ge und Arbeits­för­de­rung. Im Ein­zel­fall kön­nen jedoch the­ra­peu­ti­sche Maß­nah­men zur Teil­ha­be gewährt werden. 

  • Sozi­al­päd­ago­gi­sche Hil­fe- und Unter­stüt­zungs­mög­lich­kei­ten sowie im Ein­zel­fall the­ra­peu­ti­sche Maßnahmen 
  • Bean­tra­gung über Jugendamt 

Der Leis­tungs­ka­ta­log der Kin­der- und Jugend­hil­fe (SGB VIII) ermög­licht einen gro­ßen Gestal­tungs­spiel­raum an Hil­fe- und Unter­stüt­zungs­maß­nah­men. Zen­tral sind die Hil­fen zur Erzie­hung gemäß §§ 27 ff. SGB VIII. Die Per­so­nen­sor­ge­be­rech­tig­ten haben gemäß § 27 Abs. 1 SGB VIIII dann einen Rechts­an­spruch auf Hil­fe zur Erzie­hung, wenn eine dem Wohl des Kin­des ent­spre­chen­de Erzie­hung nicht gewähr­leis­tet und die Hil­fe für sei­ne Ent­wick­lung geeig­net und not­wen­dig ist. Mit den Hil­fen zur Erzie­hung soll ein erzie­he­ri­scher Bedarf gedeckt werden. 

Hil­fen zur Erzie­hung wer­den ins­be­son­de­re nach Maß­ga­be der §§ 28 bis 35 SGB VIII gewährt:

  • Erzie­hungs­be­ra­tung (§ 28 SGB VIII) 
  • Sozia­le Grup­pen­ar­beit (§ 29 SGB VIII) 
  • Erzie­hungs­bei­stand (§ 30 SGB VIII) 
  • Sozi­al­päd­ago­gi­sche Fami­li­en­hil­fe (§ 31 SGB VIII) 
  • Erzie­hung in einer Tages­grup­pe (§ 32 SGB VIII) 
  • Voll­zeit­pfle­ge (§ 33 SGB VIII) 
  • Heim­erzie­hung, sons­ti­ge betreu­te Wohn­for­men (§ 34 SGB VIII) 
  • Inten­si­ve sozi­al­päd­ago­gi­sche Ein­zel­be­treu­ung (§ 35 SGB VIII) 
  • Ein­glie­de­rungs­hil­fe für see­lisch behin­der­te Kin­der und Jugend­li­che (§ 35a SGB VIII) 
  • Gemein­sa­me Wohn­form für Müt­ter, Väter und Kin­der (§ 19 SGB VIII) 

Die Wahl der Unter­stüt­zungs­maß­nah­me rich­tet sich dabei immer nach dem erzie­he­ri­schen Bedarf im Ein­zel­fall. Neben den Hil­fen zur Erzie­hung gibt es ande­re, nied­rig­schwel­li­ge Mög­lich­kei­ten der Anbin­dung an Unter­stüt­zungs­an­ge­bo­te der Frü­hen Hil­fen sowie der Sozi­al­räum­li­chen Ange­bo­te der Jugend- und Fami­li­en­hil­fe (SAJF).

Neben den oben benann­ten Hil­fe- und Unter­stüt­zungs­an­ge­bo­ten umfasst der Leis­tungs­ka­ta­log der Kin­der- und Jugend­hil­fe auch die Ein­glie­de­rungs­hil­fe für Kin­der mit (dro­hen­der) see­li­scher Behin­de­rung (vgl. § 35a SGB VIII). Im Unter­schied zu den §§ 27 ff. SGB VIII ist hier der Anspruchs­in­ha­ber der Ein­glie­de­rungs­hil­fe­leis­tun­gen das see­lisch behin­der­te Kind. Zudem soll mit den Leis­tun­gen kein erzie­he­ri­scher, son­dern ein behin­de­rungs­be­ding­ter Bedarf gedeckt werden. 


Entscheidungskriterien für familiengerichtliche Maßnahmen nach § 1666 BGB

Das Grund­ge­setz und das elter­li­che Sor­ge­recht ver­trau­en den Eltern die Erzie­hung ihrer Kin­der als eige­ne Auf­ga­be an. Mit der Gewäh­rung von Hil­fen zur Erzie­hung durch das Jugend­amt ist vor­erst kein staat­li­cher Ein­griff in das elter­li­che Erzie­hungs­recht ver­bun­den, denn Hil­fen zur Erzie­hung sind nicht erst dann gebo­ten, wenn eine Kin­des­wohl­ge­fähr­dung bereits vor­liegt, son­dern kom­men auch dann zum Ein­satz, wenn die­se zur Ver­mei­dung oder Abwen­dung einer Kin­des­wohl­ge­fähr­dung geeig­net und not­wen­dig sind. Um die Ver­mei­dung oder Abwen­dung zu gewähr­leis­ten müs­sen fol­gen­de Punk­te jedoch gege­ben sein: 

  • Bereit­schaft der Eltern Hil­fen anzu­neh­men und mit Fach­kräf­ten zusammenzuarbeiten 
  • Ein­sicht der Eltern in beleg­ba­re Gefährdungsereignisse 
  • Bereit­schaft zur Veränderung 
  • Aku­te Gefahr des Kin­des ist abgewendet 

Sind die­se Punk­te nicht erfüllt gilt es wei­te­re Maß­nah­men zu ergrei­fen (staat­li­cher Ein­griff). Ein staat­li­cher Ein­griff in das geschütz­te Eltern­recht ist nur dann mög­lich, wenn die Eltern nicht gewillt oder nicht in der Lage sind die Kin­des­wohl­ge­fähr­dung abzu­wen­den. Die­sen staat­li­chen Ein­griff neh­men in Deutsch­land die Fami­li­en­ge­rich­te (ins­be­son­de­re durch den § 1666 BGB) zusam­men mit den Jugend­äm­tern (SGB VIII) wahr. 

§ 1666 BGB ent­hält eine Auf­lis­tung von mög­li­chen gericht­li­chen Maß­nah­men zur Siche­rung des Kin­des­wohls. Die­se Auf­lis­tung ist nicht abschließend. 

§ 1666 Abs. 3 und 4 BGB 

(3) Zu den gericht­li­chen Maß­nah­men nach Absatz 1 gehö­ren insbesondere 

1. Gebo­te, öffent­li­che Hil­fen wie zum Bei­spiel Leis­tun­gen der Kin­der- und Jugend­hil­fe und der Gesund­heits­für­sor­ge in Anspruch zu nehmen, 

2. Gebo­te, für die Ein­hal­tung der Schul­pflicht zu sorgen, 

3. Ver­bo­te, vor­über­ge­hend oder auf unbe­stimm­te Zeit die Fami­li­en­woh­nung oder eine ande­re Woh­nung zu nut­zen, sich in einem bestimm­ten Umkreis der Woh­nung auf­zu­hal­ten oder zu bestim­men­de ande­re Orte auf­zu­su­chen, an denen sich das Kind regel­mä­ßig aufhält, 

4. Ver­bo­te, Ver­bin­dung zum Kind auf­zu­neh­men oder ein Zusam­men­tref­fen mit dem Kind herbeizuführen, 

5. die Erset­zung von Erklä­run­gen des Inha­bers der elter­li­chen Sorge, 

6. die teil­wei­se oder voll­stän­di­ge Ent­zie­hung der elter­li­chen Sor­ge.

(4) In Ange­le­gen­hei­ten der Per­so­nen­sor­ge kann das Gericht auch Maß­nah­men mit Wir­kung gegen einen Drit­ten treffen. 

Gelin­gen­de ambu­lan­te Hil­fen ent­fal­ten oft­mals erst nach Mona­ten eine Wir­kung. Ambu­lan­te Maß­nah­men kön­nen somit ins­be­son­de­re zu Beginn die Sicher­heit des Kin­des oft­mals nicht sicherstellen. 

Sind die Unter­stüt­zungs­mög­lich­kei­ten zur Abwen­dung einer aku­ten Kin­des­wohl­ge­fähr­dung nicht aus­rei­chend, so ist das Jugend­amt ver­pflich­tet, das Kind in Obhut zu nehmen. 

Besondere Herausforderungen

Eine Inob­hut­nah­me ist bei chro­nisch kran­ken Kin­dern mit beson­de­ren Her­aus­for­de­run­gen ver­bun­den und soll­te in Rück­spra­che zu den Kinderärzt:innen erfol­gen, damit ein pass­ge­nau­es Ange­bot gefun­den wer­den kann. Im Rah­men des Schutz­kon­zep­tes ist es i.d.R. erfor­der­lich die Betreu­ungs­per­so­nen bezüg­lich der Erkran­kung zu schu­len, eine aus­rei­chen­de Ver­sor­gung mit Medi­ka­men­ten und Hilfs­mit­teln sicher­zu­stel­len und fest­zu­le­gen, wer für die Auf­recht­erhal­tung und Über­wa­chung der The­ra­pie zustän­dig ist. 


Eingliederungshilfe gemäß SGB VIII und SGB IX 

§ 7 Abs. 2 SGB VIII 

Kin­der, Jugend­li­che, jun­ge Voll­jäh­ri­ge und jun­ge Men­schen mit Behin­de­rung im Sin­ne die­ses Buches sind Men­schen, die kör­per­li­che, see­li­sche, geis­ti­ge oder Sin­nes­be­ein­träch­ti­gun­gen haben, die sie in Wech­sel­wir­kung mit ein­stel­lungs- und umwelt­be­ding­ten Bar­rie­ren an der gleich­be­rech­tig­ten Teil­ha­be der Gesell­schaft mit hoher Wahr­schein­lich­keit län­ger als sechs Mona­te hin­dern kön­nen. Eine Beein­träch­ti­gung nach Satz 1 liegt vor, wenn der Kör­per- und Gesund­heits­zu­stand von dem für das Lebens­al­ter typi­schen Zustand abweicht. Kin­der, Jugend­li­che, jun­ge Voll­jäh­ri­ge und jun­ge Men­schen sind von Behin­de­rung bedroht, wenn eine Beein­träch­ti­gung nach Satz 1 zu erwar­ten ist. 

Durch die Stär­kung der Inklu­si­on im Kin­der- und Jugend­hil­fe­recht wer­den ab dem 01.01.2028 Leis­tun­gen nach dem SGB VIII für jun­ge Men­schen mit see­li­scher Behin­de­rung oder einer dro­hen­den see­li­schen Behin­de­rung auch für jun­ge Men­schen mit kör­per­li­cher oder geis­ti­ger Behin­de­rung oder mit einer dro­hen­den kör­per­li­chen oder geis­ti­gen Behin­de­rung vor­ran­gig vom Trä­ger der öffent­li­chen Jugend­hil­fe gewährt (vgl. § 10 Abs. 4 SGB VIII). Bis zu die­ser Ände­rung liegt die vor­ran­gi­ge Leis­tungs­zu­stän­dig­keit für Men­schen mit (dro­hen­der) kör­per­li­cher oder geis­ti­ger Behin­de­rung gemäß Sozi­al­ge­setz­buch – Neun­tes Buch — Reha­bi­li­ta­ti­on und Teil­ha­be von Men­schen mit Behin­de­run­gen (SGB IX) bei der Ein­glie­de­rungs­hil­fe. Die Leis­tun­gen der Ein­glie­de­rungs­hil­fe sol­len Men­schen mit Behin­de­rung ein gleich­be­rech­tig­tes und selbst­be­stimm­tes Leben in der Gesell­schaft in allen Lebens­be­rei­chen (z. B. in Bil­dung, Beruf und Frei­zeit) ermög­li­chen. Sofern der Unter­stüt­zungs­be­darf nicht im Rah­men soge­nann­ter Gesamt­plan­ver­fah­ren fest­ge­stellt wur­de, ist die ent­spre­chen­de Unter­stüt­zung bei der Ein­glie­de­rungs­hil­fe zu bean­tra­gen (§ 108 Abs. 1 SGB IX). 

Der Leis­tungs­ka­ta­log der Ein­glie­de­rungs­hil­fe umfasst Maß­nah­men zur medi­zi­ni­schen Reha­bi­li­ta­ti­on, zur Teil­ha­be am Arbeits­le­ben, zur Teil­ha­be an Bil­dung sowie zur sozia­len Teil­ha­be. Kon­kret kön­nen z. B. fol­gen­de Leis­tun­gen bean­tragt werden: 

  • Kin­der­heil­be­hand­lung
  • Fami­li­en­ori­en­tier­te Rehabilitation 
  • Früh­for­de­rung von Men­schen mit Behinderung 
  • Sozi­al­me­di­zi­ni­sche Nachsorge 
  • Heil­päd­ago­gi­sche Kindertagesstätten 
  • Schul­be­glei­tung
  • Frei­zeit­as­sis­tenz
  • All­tags­as­sis­tenz
  • Sozi­al­trai­ning
  • Betreu­tes Wohnen 
  • Unter­brin­gung in eine Pflegefamilie 
  • Heim­un­ter­brin­gung
  • Bera­tung
  • Coa­ching


Leistungen der Gesetzlichen Krankenversicherung gemäß SGB V 

Die Leis­tun­gen der gesetz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung gemäß Sozi­al­ge­setz­buch – Fünf­tes Buch (SGB V) sind ledig­lich als Rah­men­recht vor­ge­ge­ben. Die­ses sichert den Mit­glie­dern einen Anspruch auf eine aus­rei­chen­de, bedarfs­ge­rech­te, dem all­ge­mein aner­kann­ten Stand der medi­zi­ni­schen Wis­sen­schaft ent­spre­chen­de medi­zi­ni­sche Kran­ken­be­hand­lung. Hier­zu zäh­len ins­be­son­de­re die (zahn-) ärzt­li­che und psy­cho­the­ra­peu­ti­sche Behand­lung, die Ver­sor­gung mit Arznei‑, Ver­bands- , Heil- und Hilfs­mit­teln, die häus­li­che Kran­ken­pfle­ge, die Kran­ken­haus­be­hand­lung sowie Leis­tun­gen zur medi­zi­ni­schen Reha­bi­li­ta­ti­on und sons­ti­ge Leis­tun­gen in begrün­de­ten Fäl­len, wie z. B. Haus­halts­hil­fe und Fahrtkosten. 

  • Med. Behand­lun­gen
  • Arz­nei- und Heilmittel 
  • Behand­lungs­pfle­ge (häus­li­che Krankenpflege)

Behandlungspflege:

Die Behand­lungs­pfle­ge gemäß § 37 SGB V ist kei­ne Leis­tung der Pfle­ge­ver­si­che­rung, son­dern eine von der Kran­ken­kas­se bezahl­te Leis­tung, die häu­fig von Pfle­ge­diens­ten über­nom­men wird. Sie umfasst aus­schließ­lich medi­zi­ni­sche Hil­fe­leis­tun­gen, die nicht vom Arzt sel­ber erbracht wer­den, aber zur Siche­rung der ärzt­li­chen Behand­lung erfor­der­lich sind, bei­spiels­wei­se die Gabe von Medi­ka­men­ten, Injek­tio­nen, Kathe­te­ri­sie­rung, Ein­läu­fe, Ver­bän­de und Wund­ver­sor­gung. Neben der Grund­pfle­ge und der haus­wirt­schaft­li­chen Ver­sor­gung ist die Behand­lungs­pfle­ge Bestand­teil der häus­li­chen Pfle­ge. Die­se kommt meis­tens bei Kin­dern und Jugend­li­chen zu tra­gen, die einen pfle­ge­risch- medi­zi­ni­schen Bedarf haben. 

  • Ärzt:innen kön­nen einen Pfle­ge­dienst ver­ord­nen, der die Behand­lungs­pfle­ge sicherstellt. 

§ 11 SGB V 

(1) Ver­si­cher­te haben […] Anspruch auf Leistungen

  1. zur Ver­hü­tung von Krank­hei­ten und von deren Ver­schlim­me­rung […] (§§ 20 bis 24b), […] 
  1. zur Erfas­sung von gesund­heit­li­chen Risi­ken und Früh­erken­nung von Krank­hei­ten (§§ 25 und 26)
  1. zur Behand­lung einer Krank­heit (§§ 27 bis 52), 

(2) Ver­si­cher­te haben auch Anspruch auf Leis­tun­gen zur medi­zi­ni­schen Reha­bi­li­ta­ti­on sowie auf unter­halts­si­chern­de und ande­re ergän­zen­de Leis­tun­gen, die not­wen­dig sind, um eine Behin­de­rung oder Pfle­ge­be­dürf­tig­keit abzu­wen­den, zu besei­ti­gen, zu min­dern, aus­zu­glei­chen, ihre Ver­schlim­me­rung zu ver­hü­ten oder ihre Fol­gen zu mil­dern. Leis­tun­gen der akti­vie­ren­den Pfle­ge nach Ein­tritt von Pfle­ge­be­dürf­tig­keit wer­den von den Pfle­ge­kas­sen erbracht. […] 

(4) Ver­si­cher­te haben Anspruch auf ein Ver­sor­gungs­ma­nage­ment ins­be­son­de­re zur Lösung von Pro­ble­men beim Über­gang in die ver­schie­de­nen Ver­sor­gungs­be­rei­che; dies umfasst auch die fach­ärzt­li­che Anschluss­ver­sor­gung. Die betrof­fe­nen Leis­tungs­er­brin­ger sor­gen für eine sach­ge­rech­te Anschluss­ver­sor­gung des Ver­si­cher­ten und über­mit­teln sich gegen­sei­tig die erfor­der­li­chen Informationen. […] 

(6) Die Kran­ken­kas­se kann in ihrer Sat­zung zusätz­li­che vom Gemein­sa­men Bun­des­aus­schuss nicht aus­ge­schlos­se­ne Leis­tun­gen in der fach­lich gebo­te­nen Qua­li­tät […] vorsehen. 

Voll­text siehe: 


Leistungen der Pflegeversicherung gemäß SGB XI 

Die Pfle­ge­ver­si­che­rung beinhal­tet Leis­tun­gen, die im Fal­le einer Koope­ra­ti­on zwi­schen Medi­zin und Kin­der- und Jugend­hil­fe einen wert­vol­len Bei­trag zum posi­ti­ven Fall­ver­lauf leis­ten kön­nen. In der Hil­fe­pla­nung der Jugend­äm­ter sowie in der Sozi­al­be­ra­tung in den Kli­ni­ken und Pra­xen kön­nen im gemein­sa­men Pla­nungs­pro­zess pas­sen­de und sich ergän­zen­de Hil­fen geplant und abge­spro­chen werden. 

§ 14 Abs. 1 SGB XI 

Pfle­ge­be­dürf­tig im Sin­ne die­ses Buches sind Per­so­nen, die gesund­heit­lich beding­te Beein­träch­ti­gun­gen der Selb­stän­dig­keit oder der Fähig­kei­ten auf­wei­sen und des­halb der Hil­fe durch ande­re bedür­fen. Es muss sich um Per­so­nen han­deln, die kör­per­li­che, kogni­ti­ve oder psy­chi­sche Beein­träch­ti­gun­gen oder gesund­heit­lich beding­te Belas­tun­gen oder Anfor­de­run­gen nicht selb­stän­dig kom­pen­sie­ren oder bewäl­ti­gen kön­nen. Die Pfle­ge­be­dürf­tig­keit muss auf Dau­er, vor­aus­sicht­lich für min­des­tens sechs Mona­te, und mit min­des­tens der in § 15 fest­ge­leg­ten Schwe­re bestehen. 

Der Umfang der Hil­fen und Maß­nah­men gemäß Sozi­al­ge­setz­buch (SGB) — Elf­tes Buch (XI) — Sozia­le Pfle­ge­ver­si­che­rung ist vom Pfle­ge­grad des Ver­si­cher­ten abhän­gig. Die Leis­tungs­trä­ger sind die Pfle­ge­kas­sen, wenn­gleich die Bean­tra­gung ent­spre­chen­der Unter­stüt­zung an die Kran­ken­kas­se zu rich­ten ist. 

  • Per­so­nel­le und/oder finan­zi­el­le Unter­stüt­zung wird in Abhän­gig­keit des Pfle­ge­gra­des gewährt

Der Leis­tungs­ka­ta­log der gesetz­li­chen Pfle­ge­ver­si­che­rung umfasst: 

  • Pfle­ge zu Hause
  • Pfle­ge­ver­tre­tung und Kurzzeitpflege
  • Teil­sta­tio­nä­re Pflege
  • Voll­sta­tio­nä­re Pflege
  • Ent­las­tungs­be­trag
  • Pfle­ge­hilfs­mit­tel
  • Geld für bar­rie­re­frei­en Umbau
  • Betreu­te Wohngruppen

In Ham­burg berät und unter­stützt der Pfle­ge­stütz­punkt für Kin­der und Jugend­li­che rund um das The­ma Pfle­ge sowie zu Leis­tun­gen der Pflegeversicherung. 

Pfle­ge­leis­tun­gen sind Leis­tun­gen, auf die Kin­der und Jugend­li­che einen Anspruch haben, die in einen Pfle­ge­grad ein­ge­stuft wur­den. Die Pfle­ge­leis­tun­gen sol­len ermög­li­chen, ein wei­test­ge­hend selbst­be­stimm­tes Leben in Wür­de füh­ren zu können. 

Grundpflege:

Unter der Grund­pfle­ge SGB XI ver­steht man die Pfle­ge in den Berei­chen Kör­per­pfle­ge, Ernäh­rung und Mobi­li­tät und auch ande­ren Aspek­ten des täg­li­chen Lebens. Die­se Art der Pfle­ge kann sowohl von Ange­hö­ri­gen oder Bekann­ten als auch von einem pro­fes­sio­nel­len Pfle­ge­dienst durch­ge­führt werden. 

  • Dau­er­haf­te Unter­stüt­zung im Alltag 

Tages- bzw. Nachtpflege:

Wenn die Pfle­ge in der eige­nen Häus­lich­keit nicht zur Genü­ge sicher­ge­stellt wer­den kann oder wenn die­se ergänzt wer­den muss, haben Pfle­ge­be­dürf­ti­ge mit dem Pfle­ge­grad 2–5 Anspruch auf die Tages­pfle­ge bzw. die Nacht­pfle­ge. Dabei han­delt es sich um eine Form der teil­sta­tio­nä­ren Pfle­ge, die in §41 SGB XI gere­gelt ist. Die Tages­pfle­ge sowohl als auch die Nacht­pfle­ge bestehen auch, um Ange­hö­ri­ge zu ent­las­ten bzw. es ihnen zu erlau­ben, einer beruf­li­chen Tätig­keit nach­zu­ge­hen. Bis­her gibt es in Ham­burg noch kei­ne Tages- bzw. Nachtpflegeeinrichtung. 

  • Regel­mä­ßi­ge, stun­den­wei­se sta­tio­nä­re Unterbringung 

Kurzzeitpflege:

Maxi­mal 56 Tage/Jahr voll­sta­tio­nä­re Unter­brin­gung pfle­ge­be­dürf­ti­ger Patient:innen ab Pfle­ge­grad 2. Nutz­bar bspw. Bei vor­über­ge­hen­der Pfle­ge­be­dürf­tig­keit oder zur Ent­las­tung der pfle­gen­den Ange­hö­ri­gen. Kurz­zeit­pfle­ge wird meis­tens in Kin­der­hos­pi­zen angeboten. 

  • Zeit­lich begrenz­te sta­tio­nä­re Unterbringung 
  • Finan­zi­el­le Unter­stüt­zung: 1.612 Euro pro Jahr 

Verhinderungspflege:

Stun­den­wei­se Abga­be pfle­ge­ri­scher Auf­ga­ben­Un­ter der Ver­hin­de­rungs­pfle­ge ver­steht man die häus­li­che Pfle­ge durch eine ande­re Per­son, Fami­lie ober­halb des 2. Ver­wandt­schafts­grad bzw. Pfle­ge­dienst, wenn die pri­va­te Pfle­ge­per­son (meist ein Eltern­teil) stun­den­wei­se ver­hin­dert ist (§39 SGB XI). Das erlaubt der Pfle­ge­per­son eine kurz­zei­ti­ge Entlastung. 

  • Stun­den­wei­se Abga­be pfle­ge­ri­scher Aufgaben 
  • Finan­zi­el­le Unter­stüt­zung: 1.612 Euro pro Jahr. 

Infobox

Kurz­zeit­pfle­ge und Ver­hin­de­rungs­pfle­ge kann kom­bi­niert in Anspruch genom­men wer­den. 50% des nicht ver­wen­de­ten Gel­des aus der Kurz­zeit­pfle­ge kann für die Ver­hin­de­rungs­pfle­ge ver­wen­den wer­den. Es ste­hen also für bei­de Pfle­ge­for­men ins­ge­samt 2.418 Euro zur Ver­fü­gung, sofern die Kurz­zeit­pfle­ge nicht in Anspruch genom­men wird. 

Zusätzliche Betreuungs- und Entlastungsleistungen:

Finan­zi­el­ler, zweck­ge­bun­de­ner Zuschuss in Höhe von 125 Euro pro Monat an pfle­ge­be­dürf­ti­ge Per­so­nen gemäß §45b SGB XI bei Unter­stüt­zungs­be­darf für min­des­tens sechs Monaten. 

  • Finan­zi­el­le Unterstützung 


Leistungen der Kinderrehabilitation gemäß SGB VI 

Die Leis­tun­gen der Reha­bi­li­ta­ti­on kön­nen in Kin­der­schutz­fäl­len unter Betei­li­gung von chro­nisch kran­ken Kin­dern nütz­lich sein. Sie kön­nen ein­ge­setzt wer­den um Fami­li­en tem­po­rär zu ent­las­ten oder in extrem ange­spann­ten Situa­tio­nen einen Neu­start zu initi­ie­ren. Bei Jugend­li­chen kann eine Tren­nung im Rah­men einer Reha-Maß­nah­me zu Ver­bes­se­run­gen im Bereich der Selbst­stän­dig­keit und Unab­hän­gig­keit führen. 

§ 14 Abs. 1 SGB XI 

 (1) Die Trä­ger der Ren­ten­ver­si­che­rung erbrin­gen Leis­tun­gen zur medi­zi­ni­schen Reha­bi­li­ta­ti­on für

  1. Kin­der von Versicherten, 
  1. Kin­der von Bezie­hern einer Ren­te wegen Alters oder ver­min­der­ter Erwerbs­fä­hig­keit und 
  1. Kin­der, die eine Wai­sen­ren­te beziehen. 

Vor­aus­set­zung ist, dass hier­durch vor­aus­sicht­lich eine erheb­li­che Gefähr­dung der Gesund­heit besei­tigt oder die ins­be­son­de­re durch chro­ni­sche Erkran­kun­gen beein­träch­tig­te Gesund­heit wesent­lich gebes­sert oder wie­der­her­ge­stellt wer­den kann und dies Ein­fluss auf die spä­te­re Erwerbs­fä­hig­keit haben kann.

(2) Kin­der haben Anspruch auf Mit­auf­nah­me 1. einer Begleit­per­son, wenn die­se[…] not­wen­dig ist und 2.der Fami­li­en­an­ge­hö­ri­gen, wenn die Ein­be­zie­hung der Fami­lie […]not­wen­dig ist. […]

(4) Die Leis­tun­gen ein­schließ­lich der erfor­der­li­chen Unter­kunft und Ver­pfle­gung wer­den in der Regel für min­des­tens vier Wochen erbracht. […]

Voll­text siehe: 

Durch die Leis­tun­gen der medi­zi­ni­schen Reha­bi­li­ta­ti­on gemäß­So­zi­al­ge­setz­buch (SGB) Sechs­tes Buch (VI) — Gesetz­li­che Ren­ten­ver­si­che­rung sol­len Funk­ti­ons- und Teil­ha­be­stö­run­gen chro­ni­scher Erkran­kun­gen bei Kin­dern und Jugend­li­chen ver­mie­den oder redu­ziert wer­den, um die psycho- phy­si­sche (geis­ti­ge und kör­per­li­che) Ent­wick­lung beim Kind und Jugend­li­chen best­mög­lich zu unter­stüt­zen und somit die Leis­tungs­fä­hig­keit und Teil­ha­be am spä­te­ren Erwerbs­le­ben auf dem all­ge­mei­nen Arbeits­markt zu ermöglichen. 

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen und Kon­takt­da­ten sind dem Hand­buch- Medi­zi­ni­sche Reha­bi­li­ta­ti­on für Kin­der und Jugend­li­che — Ein Weg­wei­ser für Ärz­tin­nen, Ärz­te und ande­re Fach­kräf­te zu entnehmen: 

Die Reha­bi­li­ta­ti­ons­leis­tun­gen umfas­sen medi­zi­ni­sche, schu­li­sche, berufs­för­dern­de und bei Bedarf sozia­le Leistungen.